Dazu gab es kürzlich folgenden Beitrag in den Salzburger Nachrichten
Fehlalarme nach Lawinen bringen Bergretter in Geldnot
Suchaktionen nach Verschütteten sind nicht nur ein Wettlauf mit der Zeit – sie sind auch extrem teuer. Warum Augenzeugen von Lawinenabgängen deshalb eine besondere Rolle zukommt.
Text: ANDREAS TRÖSCHER (Salzburger Nachrichten)
WIEN, SALZBURG. Vorfälle wie dieser häufen sich: Auf dem Schlenken im Salzburger Tennengau löste sich vorwenigen Tagen eine Lawine und donnerte 350 Meter ins Tal. Zu diesem Zeitpunkt waren Hunderte Wintersportler auf dem 1648 Meter hohen Berg unterwegs. Die alarmierte Bergrettung rückte mit Dutzenden ehrenamtlichen Helfern aus, um nach Verschütteten zu suchen. Zwei Stunden lang gruben sie sich durch die Schneemassen, sogar zwei Hubschrauber standen im Einsatz.
Erst dann konnte Entwarnung gegeben werden: keine Opfer. Geht eine Suchaktion gut aus, ist das Anlass zur Freude. Aber nicht nur. Denn jährlich könnte man sich etliche Einsätze gänzlich sparen.
Und zwar dann, wenn Augenzeugen des Lawinenabgangs – oder jene, die das Schneebrett ausgelst haben und unverletzt davonkamen – das einer der 291 Ortsstellen der Bergrettung melden würden. Die aus 12.600 ehrenamtlichen Mitgliedern bestehende Organisation könnte sich einen enormen finanziellen Aufwand ersparen. Ein Rechenbeispiel zur Veranschaulichung: Bei einem Stundensatz pro Mann von 38 Euro und dem Minutentarif eines Notarzthubschraubers von 70 Euro kommen bei zwei Stunden, 40 Mann und zwei Hubschraubern – wie beim Einsatz auf dem Schlenken – 11.500 Euro zusammen. „Es kommt immer wieder vor, dass wir auf Verdacht ausrücken. Man sieht zwar Einfahrtspuren, aber niemand weiß, ob da jemand in der Lawine steckt“, erzählt Stefan Hochstaffl, Präsident des Österreichischen Bergrettungsdienstes (BRD). Deshalb appelliert er an alle, die den Abgang einer Lawine beobachten oder ausgelöst haben: „Bitte den Leitstellen melden, wenn nichts passiert ist. Suchaktionen kosten unglaublich viel Geld.“ Hochstaffl gibt zu bedenken, dass gerade Einsätze unter der Woche für die Freiwilligen und deren Arbeitgeber grundsätzlich eine Herausforderung darstellen. „Dafür sind wir da. Wir freuen uns über jedes gerettete Menschenleben.“ Doch gerade deshalb sei bei Lawinenabgängen die Mithilfe von Skifahrern oder Tourengehern erwünscht – ein Anruf genügt. Erhöhte Aufmerksamkeit auf den Bergen ist gerade jetzt gefragt. Die Schneelage ist in vielen Skigebieten optimal, die Hotels sind voll, die Berghänge ebenfalls: Skifahrer, Tourengeher, Variantenfahrer, Eiskletterer, Langläufer, Schneeschuhwanderer. Hinzu kämen die derzeit in der Kritik stehenden Pistengeher, also jene Wintersportler, die mit Tourenski auf präparierte Pisten bergauf unterwegs seien. „Ich verstehe die Pistengeher, ich verstehe aber auch die Liftbetreiber – wir brauchen hier ein Miteinander.“
Ob sich in der bisher so intensiven Wintersaison überdurchschnittlich viele Unfälle ereignet haben, wird derzeit von der Alpinpolizei ausgewertet. Das Kuratorium für alpine Sicherheit wagt aktuell noch keine Analyse.
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Fotos: Gerald Lehner (ÖBRD)